
20/09/2025 0 Kommentare
Film im BSH am 28.9.25: „In den Seiten der Zeit – Ich leb‘ so gern“
Film im BSH am 28.9.25: „In den Seiten der Zeit – Ich leb‘ so gern“
# Öffentlichkeitsarbeit

Film im BSH am 28.9.25: „In den Seiten der Zeit – Ich leb‘ so gern“
Schon die Entstehungsgeschichte dieses Films hört sich spannend an: Aus dem Nachlass ihrer hochbetagt verstorbenen Großtante Gerda M. Meyer erhält Ulrike Cordier, die einer bekannten Mendener Familie entstammt und bis zum Abitur in ihrer Heimatstadt Menden gelebt hat, einen großen Stapel unscheinbarer Notizbücher. Während der Lektüre erkennt sie, dass sie da einen richtigen Schatz vor sich hat: Die Tagebücher einer jungen Frau mit jüdischer Abstammung, die während der Nazi-Zeit in Berlin gelebt und diese Zeit mit Hilfe von Freunden überlebt hat.
Bald ist der Großnichte klar, dass der Inhalt dieser Tagebücher nicht privat bleiben sollte, sondern dass sie mit diesem Zeitdokument an die Öffentlichkeit gehen muss – besonders in einer Zeit, in der das Gedankengut der dreißiger und vierziger Jahre wieder Aufwind erhält.
Nach gründlichen Recherchen und Gesprächen findet Ulrike Cordier eine ideale Kooperationsmöglichkeit: Sie wendet sich an die Alice-Salomon-Hochschule, an der in den dreißiger Jahren ihre Großtante studiert hat und zur Sozialarbeiterin ausgebildet wurde. Ihren Beruf durfte sie aber nach der Ausbildung nicht ausüben, da sie als sogenannte Halbjüdin galt.
Die Tagebücher geben den Alltag der jungen Frau wieder und zwar so, dass man glaubt, ein „normales“ Leben präsentiert zu bekommen, aber hintergründig scheint das Grauen der Naziherrschaft durch.
Mit Hilfe von Studierenden der Alice-Salomon-Hochschule, der Professorin Johanna Kaiser und der Filmemacherin Johanna Pohlend gelang es, auf der Basis der Tagebücher von Gerda M. Meyer ein ungewöhnliches Filmprojekt durchzuführen, an dem auch die Initiatorin Ulrike Cordier aktiv beteiligt ist.
Es handelt sich nicht um eine einfache Verfilmung der Tagebücher, sondern der Film stellt eher eine Auseinandersetzung mit deren Inhalten dar. Dabei kommen auch die jungen Studierenden, die als Darsteller(innen) mitwirken, mit ihren persönlichen Einschätzungen und Gefühlen zu Wort. An keiner Stelle wird der moralische Zeigefinger erhoben, es gibt keine zur Schau gestellten Grausamkeiten. Sehr sensibel wird die Problematik einer menschenverachtenden Ideologie mit ihren Auswirkungen auf das Leben der Menschen angedeutet. Dem Zuschauer wird es überlassen, sich seine eigene Meinung zu bilden. Dabei hilft es den „Nachgeborenen“ ohne eigene Erfahrung, sich sowohl mit den Inhalten der Tagebücher als auch mit deren Verarbeitung durch junge Menschen im Film auseinanderzusetzen.
Ein sehenswerter Film, der am Sonntag, dem 28. September, um 18 Uhr im Bodelschwinghhaus gezeigt wird. Anschließend gibt es Gelegenheit, in einer offenen Diskussion in Anwesenheit von Ulrike Cordier und einigen anderen Verwandten von Gerda M. Meyer über die eigenen Eindrücke zu sprechen und Fragen zu stellen. Der Film dauert 67 Minuten. Für die gesamte Veranstaltung sind ca. zwei Stunden angesetzt. Der Eintritt ist frei.
Marika Eggers
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