22/05/2025 0 Kommentare
Das Wort zum Sonntag 25. Mai 2025 Die Kunst des Gewinnens und des Verlierens
Das Wort zum Sonntag 25. Mai 2025 Die Kunst des Gewinnens und des Verlierens
# Öffentlichkeitsarbeit

Das Wort zum Sonntag 25. Mai 2025 Die Kunst des Gewinnens und des Verlierens
Die Kunst des Gewinnens und des Verlierens
Der Rasen leuchtet im Scheinwerferlicht, die Tribünen sind erfüllt von Stimmen, von Hoffnung und von Erwartungen. Zwei Mannschaften stehen bereit – nicht nur, um ein Spiel zu bestreiten, sondern um einen gemeinsamen Weg zu vollenden. Der Weg ins DFP-Pokal Finale war für beide Teams lang, geprägt von Höhen und Tiefen, von Kampfgeist und Enttäuschungen. Auch unser Leben gleicht einem solchen Spielfeld. Wir rennen, wir kämpfen, wir fallen und stehen wieder auf. Manchmal fühlen wir uns stark und unbesiegbar, ein anderes Mal müde und besiegt. Doch am Ende steht die Frage: Was bleibt im Herzen zurück?
Wer den Pokal in die Höhe streckt, hat viel investiert – Kraft, Zeit, Herzblut. Der Moment des Sieges ist ein Moment der Freude, der Erfüllung. Das ist ein erstrebenswertes Ziel. Doch die wahre Kunst des Gewinnens zeigt sich nicht im Jubel, sondern im achtsamen Blick auf den anderen. Ein echter Gewinner erkennt, dass sein Erfolg nicht auf der Schwäche des anderen ruht, sondern auf dem Zusammenspiel beider Seiten. Der Gegner hat das Spiel herausgefordert, hat den Wettkampf erst bedeutungsvoll gemacht. Der Pokal in den Händen ist ein Symbol des Einsatzes – aber auch der Dankbarkeit. Dankbar dafür, Teil dieses Spiels gewesen zu sein. Dankbarkeit dafür, die nötige Kraft und das nötige Glück gehabt zu haben, und dankbar für den Gegner, der alles gegeben hat, um das Beste im Spiel hervorzubringen.
Auf der anderen Seite steht der Verlierer. Der Schmerz ist real, die Enttäuschung tief. Es fühlt sich an, als sei all der Einsatz umsonst gewesen. Doch das Geheimnis des Verlierens liegt darin, den Wert des Moments anzuerkennen. Wir wünschen uns zu Recht ein Leben voller Siege, ohne Schwierigkeiten – doch so ein Leben gibt es nicht. Und vielleicht wäre so ein Leben auch kein Gewinn. Denn es sind die Niederlagen, die uns formen. In den Momenten der Bedrängnis spüren wir unsere Grenzen – und gleichzeitig die Kraft, über sie hinauszuwachsen. Gerade im Scheitern, im Verlieren, im Kämpfen gegen Widerstände liegt die Einladung, die eigene Stärke neu zu entdecken, Vertrauen in sich selbst und in das Leben zu finden. Es ist der Augenblick, in dem wir uns entscheiden können, nicht stehen zu bleiben, nicht aufzugeben, sondern weiterzugehen – stärker, reifer, mit einem tieferen Verständnis für uns selbst – ohne neidvollen oder missgünstigen Blick auf den Sieger. Auch wenn der Pokal nicht in den Händen liegt, so bleibt doch die Erfahrung des Weges, der Zusammenhalt, die gemeinsame Leidenschaft. Auch die Niederlage trägt ihren Wert. Der wahre Gewinn liegt nicht immer nur im Sieg, sondern auch im mutigen Weitergehen nach dem Scheitern.
Am Ende eines DFB-Pokal Finales gibt es einen Sieger und einen Verlierer. Doch das, was bleibt, ist mehr als ein Ergebnis. Es ist die Erfahrung des Miteinanders, die Freude am Spiel, der Blick auf den anderen, der Respekt voreinander und die Erkenntnis, dass beides seine Platz im Leben hat: Sieg und Niederlage. Mögen wir lernen, zu gewinnen ohne Überheblichkeit und zu verlieren ohne Bitterkeit. Mögen wir uns daran erinnern, dass der Himmel auf Erden nicht nur mit Pokal erfahrbar wird, sondern im gemeinsamen Weg dorthin – im Kampf, im Fallen und im immer wieder Aufstehen. Denn nur dort, wo wir mit den Tiefen des Lebens ringen, wo wir uns Herausforderungen stellen, wo wir verlieren und doch wieder aufstehen, wächst etwas in uns heran, das kein Sieg uns geben kann: innere Stärke, Vertrauen und die Erfahrung, dass wir geachtet und getragen werden – auch über die Niederlagen hinaus. Mögen wir lernen zu vertrauen, dass wir bei Gott gehalten sind, in den Zeiten des Triumphs und in den Zeiten der Niederlage.
Ihr Pfarrer Mario Huhn
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